Donnerstag, 28. Dezember 2023

 


TRANSPARENT SENSE















Transparent Sense, that is, not in the sense of disappearing but rather like being open whereas sense firstly means sense organ but also - to a lesser extent - sense or meaning. So it's not about a loss, a loss of this apparent foothold in what´s called body or matter in general, or a loss of meaning or security etc.. It’s about a liberation: to relax the firm grip holding onto an apparent reality - in case sense means sensory organ - or an apparent sense - in case sense means meaning, purport, import or mind. It´s the dissolution of sense as an object. 

I just like the image: a sense or the sense freely roaming through the water, like fish. Sense like a flow itself, as if it could weightlessly wander around in water, saunter almost.



Transparenter Sinn, d.h. nicht im Sinn von Verschwinden, sondern eher im Sinn von Offenheit, wobei Sinn Sinn meint im Sinn von Sinnesorgan, in schwächerem Maße aber auch Sinn im Sinn von Bedeutung. Also geht es nicht um Verlust, Verlust an vermeintlich festem Halt in dem, was man Körper oder ganz allgemein Materie nennt, oder Verlust an Bedeutung, an Sicherheit etc.. Es geht um Befreiung: den festen Griff um eine scheinbare Realität zu lockern - im Falle, Sinn meint Sinnesorgan -, oder um eine scheinbare Bedeutung - im Falle, Sinn meint Bedeutung, Gehalt, Sinn oder Geist/Verstand. Es ist die Auflösung von Sinn als Objekt. 

Ich mag einfach das Bild: ein Sinn oder der Sinn treibt sich im Wasser herum, wie ein Fisch. Sinn wie ein Fließen, als ob er schwerelos das Wasser durchstreifen würde. 





















Ausschnitte aus CHLADNI und STONEHOUSE, CHLADNI und STONEHOUSE, in dieser Reihenfolge, generieren mit Hilfe der Software MetaSynth, die, wie der Name schon andeutet, synästhesiert, Klänge, die die Vorlagen zart aufleuchten, manchmal allerdings nur erahnen lassen, quasi deren Schatten neu platzieren.  

Vereinfacht gesagt: die ausgewählten Klänge aus den beiden genannten Stücken werden durch Bilder verändert. Ich kann die Musik quasi malen oder zeichnen. D.h. genau festgelegte visuelle Parameter werden in entsprechende musikalische Parameter »übersetzt«. 

Ein Beispiel: all das, was in der oberen Hälfte des Bildes positioniert ist, betrifft dann auch die oberen Tonhöhen. 

Jeder Strich, jeder Kreis, jede Farbe berührt und verändert das »Original«, entspricht also adäquaten musikalischen Strichen, Kreisen, Farben respektive Klangfarbe, Rhythmik, Harmonie, Melodik. Die Dynamik ergibt sich aus der Dichte der Informationen.


Es hat mich interessiert, den Klang-Sinn »durchsichtig« zu gestalten, und durchlässig in dem Sinn, daß er seine Vorläufer, d.h. CHLADNI und STONEHOUSE amagalmiert und so eine eigenständige Variation kreiert, die, wenn man besagte zeichnerische Parameter vorsichtig dosiert, durchaus noch mit dem Charakter des jeweiligen »Originals« kompatibel ist.



Extracts from CHLADNI and STONEHOUSE, CHLADNI and STONEHOUSE, in this order, generate - with the help of the software MetaSynth which, as the name already indicates, synesthesize - sounds who let the source material light up gently or sometimes only divine it, quasi place their shadows in a new way.

Simply put, the chosen sounds from the pieces mentioned above get changed by images. I can paint or draw the music. Precisely well defined parameters will be »translated«, transmitted into accordingly musical parameters. 

An example: all you can see in the upper half of the image effects the upper tone scale.

Every line, every circle, each colour touches and changes the »original« and refers to appropriate musical lines, circles, colours respectively timbre, rythme, harmony, melodics. The dynamic results from the density of informations. 


My interest was to shape the »sense« of sound in a way that it becomes »transparent«, and pervious in the sense that it amalgamates its predecessors, that is to say, CHLADNI and STONEHOUSE, and creates an independent variation which in case you dose the graphic parameters delicately is definitely still compatible with the character of the respective »original«. 

So, initially not intended the three cds in question form a trilogy. 























Looking through the sense doesn´t mean to become sloppy in regard to the use of words - their accuracy leads to the beauty and clarity of expression -, but they wouldn´t claim to contain the truth anymore. The search rather became a game and it would be more about their beauty than their objective importance. The phrase »I don´t know« wouldn´t be a sign of weakness or insufficiency but of honesty. 


It solely is about the dissolution of sense as an object. 

For: whatever our mind does or doesn´t doesn´t change who we essentially are. 



Durch den Sinn hindurchzuschauen heißt nicht, schlampig zu werden im Umgang mit den Worten - ihre Akuratesse führt zur Schönheit und Klarheit des Ausdrucks -, aber sie würden nicht länger beanspruchen, die Wahrheit zu enthalten. Eher würde die Suche zu einem Spiel und handeln von ihrer Schönheit, nicht ihrer objektiven Bedeutung. Der Satz »Ich weiß nicht« wäre kein Zeichen von Schwäche oder Ungenügen mehr, sondern von Ehrlichkeit. 

 

Es geht einzig und allein um die Auflösung des Sinns als Objekt. 

Denn: was immer unser Verstand tut oder nicht tut, ändert nichts daran, wer wir essentiell sind.






















Pervious...

Floating… 

Transparent…

Open…

Wafting…

Translucent…

Weightless…

Hovering…

Intangible…

Moving…

Wandering…

Diving…

Flowing…

Roaming…

Submerging…


sense or - more precisely - just sensing. 


For actually the adjectives are already too much because they aim an object. 



Durchlässiger…

Gleitender…

Transparenter…

Offener…

Wehender…

Durchsichtiger…

Gewichtsloser…

Schwebender…

Unfassbarer…

Sich bewegender…

Stromernder…

Tauchender…

Fließender…

Streunender…

Untertauchender…

Treibender…


Sinn oder - präziser gesagt - einzig Wahrnehmen.


Denn eigentlich sind schon die Adjektive zuviel, weil sie auf ein Objekt zielen.


















Kommentare sind wie immer willkommen. 

now@stefan-hardt.com


Alle erwähnten CD´s und noch viele mehr sind entweder bei mir direkt oder bei Bandcamp bestellbar (stefanhardt.bandcamp.com).




Commentaries are always welcome. 

now@stefan-hardt.com


For all mentioned cds and many more please contact me or bandcamp

(stefanhardt.bandcamp.com).








Montag, 19. Dezember 2022

 

SLOW LOOM








Here’s an almost random introduction: nevertheless there are two references: the first one is season.



  Tatsuta River 

weaves a brocade of bright leaves

  spread over itself 

- using as its warp and weft

the Godless Month´s winter rains.



The author is unknown and the poem stems from the first imperially commissioned anthology - called Kokinshu - written in Japanese, compiled around 905 C. E..


Apparently the Tatsuta River flows through a region famous for autumn leaves.

And here’s the second relatedness: both the poem and the music are about weaving.











Hier eine nahezu beliebige Einleitung: dennoch gibt es zwei Referenzen: die erste bezieht sich auf die Jahreszeit.



  Tatsuta, der Fluss

webt einen Brokat aus leuchtenden Blättern,

  gestreut über sich selbst

- nutzend als Kette und Einschussfaden

- des gottlosen Monats Winterregen.

  


Der Autor ist unbekannt, und das Gedicht entstammt der ersten vom  Kaiser beauftragten und auf Japanisch verfassten Anthologie namens Kokinshu, zusammengetragen circa 905 u.Z..


Anscheinend fließt der Tatsuta durch eine Region, die berühmt ist ob ihrer Herbstblätter. 

Und hier kommt die zweite Referenz: Sowohl das Gedicht als auch die Musik handeln vom Weben.


SLOW LOOM bezeichnet einerseits den Webstuhl, andererseits das Auftauchen.































Diesmal geht es um Melodien. Auch wenn man sie nicht will, tauchen sie immer wieder auf, sie sind echte pop ups. Im musikalischen Sinn sind sie der Inbegriff von Form, also hauptsächlich von Gedanken, sozusagen das Mentale im Hinblick auf space. 

Ich benutze das englische Wort, weil es viel schwächer als das deutsche den begrenzten Raum eines Zimmers mitmeint. 



This time it´s about melodies. Even if you don´t want them, they will pop up. In a muscial sense they are the embodiment of form, so mainly of thoughts, the mentation in respect of space.   







Solely flutes are at work, more precisely a bass and a tenor recorder. Both are built from olive wood. For tenor recorders it´s not so uncommon but bass recorders in olive wood actually don´t exist. But I was so enthusiastic about the sound of the tenor recorder that I inquired at the company Küng if they would agree to build a bass recorder in olive wood for me. At first they were quite sceptical for olive trees are actually not tall enough, the wood is very heavy, has to dry a long time and often shows many cracks, fissures and inclusions. But after some hither and thither I could infect them with my enthusiasm. That was a very pleasant experience. I hereby thank all parties concerned at the flute manufactory Küng for their commitment.



Ausschließlich Flöten sind am Werk, genauer eine Bass- und eine Tenorflöte. Beide sind aus Olivenholz gefertigt. Für Tenorflöten ist das nichts Ungewöhnliches, aber Bassflöten in Olivenholz gibt es eigentlich nicht. Ich war jedoch so begeistert vom Klang der Tenorflöte, daß ich bei der Firma Küng anfragte, ob sie nicht auch eine Bassflöte für mich bauen könnten. Zuerst waren sie sehr skeptisch, denn die Olivenbäume sind eigentlich nicht groß genug, das Holz ist schwer, muß lange trocknen und hat oft viele Risse und Einschlüsse etc. Aber nach einigem Hin und Her konnte ich sie mit meinem Enthusiasmus anstecken. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Ich danke hiermit allen Beteiligten bei der Flötenmanufaktur Küng für ihr Engagement.









 




Was Melodien betrifft, ist es immer kurz vor zwölf, d. h. kurz davor.

Auch Phrasen, die nie zu einer wirklichen Melodie werden, nisten überall, sie sind wie Zecken, lassen sich also nur schwer abschütteln.

Es geht ums Anhaften. Melodie, das ist Gedanke: Konzeption und Bewußtsein.


Obwohl es gegen Ende so scheint, als wären die ornamentalen Fragmente untergegangen, haben sie dennoch das letzte Wort.



Concerning melodies it´s always shortly before noon, that is to say, on the brink. Even phrases which never become a true melody nestle everywhere, they are like tecks, it´s difficult to shake them off. It´s about adhesion. Melody, that is thought: conception and consciousness.


Eventhough towards the end when it seems as if the ornamental fragments would have gone under, they nevertheless have the last word.





 








There is a vault here, a nave and a crypt, that are the tonal gradations. 


The loom pauses every now and again. After a break it tries to continue weaving the pattern. That doesn´t always work out for the melodic impulse has been there before or perforates the pattern. 

The reverberation is part of the weaving, it suggests that the pattern is again available. 

The recorders one could think of as shuttles of the loom. 


Slow loom, I like the sound. 



Es gibt hier ein Gewölbe, ein Mittelschiff und eine Krypta, das sind die klanglichen Abstufungen.


Der Webstuhl hält immer mal wieder an. Nach einer Pause wird versucht, das Muster weiterzuweben. Das gelingt nicht immer, weil der melodische Impuls schon vorher da ist oder das Muster durchbricht. Der Hall ist Teil des Webens, er deutet an, daß das Muster wieder verfügbar ist.

Die Flöten könnte man sich denken als Schiffchen des Webstuhls.


Slow loom, mir gefällt der Sound. 












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